Italiener und Flirten
Der Frühling ist da und mit der neuen Jahreszeit wird nach Herzenslaune wieder geflirtet. Laut Studien sind die Italiener das Volk, die das Flirten am besten beherrschen, „üben“ sie es ja auch täglich und nicht nur im Frühling, wenn alle Knospen wieder sprühen und jeder aus dem Winterschlaf erwacht. Herrlich!
Flirten ist eben ein Nationalsport, der in allen Altersklassen für gute Laune sorgt, einen extra Kick an Glückshormonen beschert und auf lange Sicht jung hält. Eine beliebte Spielwiese ist sicherlich direkt die Piazza, auf der nun wieder bei den ersten Sonnenstrahlen nach Herzenslaune das Balzverhalten zu beobachten ist.
Mit Cäsars Worten: „Mögen die Spiele beginnen“. Spielen ist, glaube ich, auch genau der richtige Ausdruck für das Flirtverhalten der Italiener. Hupkonzerte, flanierende Damen, lässiges, charmantes Lächeln, sprudelnde Brunnen, tuschelnde Gespräche, blitzende Blicke – pure Lebensfreude.
Zugegebener Maßen bin ich jedoch auch manchmal verwundert, mit welcher Sicherheit und Selbstverständlichkeit ein italienischer Mann die Flirtbühne betritt und wie kess frech man manchmal angesprochen wird.
Beim genaueren Nachdenken fällt mi dann aber schnell wieder ein, dass das selbstbewusste Auftreten und der Sex-Appeal italienischer Männer absolut unabhängig vom Aussehen, einem Sixpack, der Körpergröße oder der Haarfülle ist, sondern seinen Ursprung in der Kindheit hat! Dieses verdanken sie keiner anderen, als der heiß geliebten Mamma, die ihre Jungs über alles liebt – sie sind für die Frau ein Geschenk Gottes.
Es geht um die Momente, die das Leben lebenswerter machen, zu Erinnerungen werden, und einfach um die Leichtigkeit des Augenblicks.
Sorglos, konsequenzlos, direkt, aus dem Unterbewusstsein heraus und spontan…
So flirten Italiener.
Wie Kinder eben, ohne das Wort kindisch zu benutzen. Es geht in der Regel auch nicht darum, die Frau zum Heiraten zu finden, sondern um den Moment an sich.
Um den Spaß, den Tanz und das Kribbeln…
Um gute Laune und ums Selbstbewusstsein.
Für beide Seiten versteht sich. Appetit holen und zu Hause essen…
Worum geht es also?
Wir Italiener sind halt gefühlsbetont, direkt und verleihen gerne unseren Gefühlen Ausdruck.
Es geht um „Augen“-Blicke, wehende Haare, zufällige Berührungen der Hände, klingelnde Gläser beim Anstoßen mit einem prickelnden Aperitif, kurzum um den spielerischen Tanz um Grenzen.
Es geht um die Schmetterlinge im Bauch, die man fliegen lassen will, und natürlich auch um Phantasien, die man natürlich zunächst für sich behält.
Es geht um die Kirsche auf der Torte des Alltagstrotts, um den Parmesan auf der Pasta oder auch um den gehobelten Trüffel auf dem pochierten Ei.
Es geht um die Momente, die das Leben lebenswerter machen, zu Erinnerungen werden, und einfach um die Leichtigkeit des Augenblicks.
Es geht am Ende einfach um die Lust am Leben und die ist nunmal einfach auch eng verbunden mit der Liebe.
Die längste WhatsApp, bunteste SMS und alle anderen phantasiereichen, technischen Kommunikationsmöglichkeiten können in keinster Weise auch nur einen Hauch eines echten Offline-Flirts ersetzen.
Das pochende Herz regiert, die lähmende Vernunft hat Pause und, ob aus dem zunächst konsequenzlosen Flirt dann „grande amore“ mit allen Achterbahngefühlen wird, das zeigt schlussendlich dann einfach die Zeit.