Italiener und Verdauung
Eigentlich ein Thema worüber man hierzulande seltener spricht und wenn, nur mit engen Freunden, der Familie und dem Arzt. Aber ich glaube in keinem Land der Welt wird über Essen, Verdauung und eventuellen Magenverstimmungen mehr gesprochen als in Italien. Eigentlich hat in Italien fast jede körperliche Unstimmigkeit etwas mit dem Essen zu tun. Ein ungeschriebenes Gesetz. Nirgends kann man mehr, natürlich rein auf pflanzlicher Basis, hergestellte Verdauungshilfen erwerben als in Italien. Eigentlich verständlich in einem Land, wo es an jeder Ecke nur so duftet und zudem noch so betörende Speisen einem ins Auge fallen. Da kann es schon mal passieren, dass man etwas über die Strenge schlägt. „Der Geist ist willig, das Fleisch ist schwach.“ Aber es gibt ja Abhilfe… Einige sogar. Schon mal was von Effervescente gehört? Diese weißen, wurmähnlichen Gebilde im Glas, die als reines Wundermittel angebetet werden?
Ein Mix aus Dextrose, Apfelsäure, Natriumbicarbonat und Kaliumbicarbonat in etwas (am besten natürlich magenschonendem) lauwarmem Wasser auflösen und „genießen“… danach freut man sich garantiert über einen beruhigenden Verdauungserfolg.
Kamillentee oder Salbeitee, die „Infusi“, bestellt man nur bei Problemen. Nicht wundern, wenn man mitleidig angeblickt wird.
Dieses freiverkäufliche „Allheilmittel“, das jedes noch so fettige Essen im Nu zersetzt und die Verdauung in Null Komma Nix ankurbelt, ist ein absolutes Muss in einem italienischen Haushalt oder Reisekoffer.
Vor allem wenn der kulinarisch verwöhnte Italiener in der großen, weiten enogastronomischen Fremde unterwegs ist und ausnahmsweise wagt, ein nicht italienisches Gericht zu bestellen. Inzwischen steht auch bei meinen deutschen Freunden Effervescente immer ganz oben auf der „Bring mir mal mit“-Liste…
Wasser trinkt man immer nur maximal bei Zimmertemperatur.
Knoblauch ist gut für die Verdauung, Peperoncini feuern die Verdauung an. Wenn proteinreiche Hülsenfrüchte verzehrt werden, dann sollte man diese Italiener und Verdauung am besten über Nacht aufweichen und dann noch mal die selbe Zeit fürs Einkochen investieren, dann sind Sie weniger „tongebend“ und belastend für die Verdauung.
Olivenöl ist eigentlich Dreh- und Angelpunkt der Ernährung und natürlich der Verdauung: 1 TL des flüssigen Goldes als Prophylaxe und Verdauungsankurbler lässt einen schon quickfidel in den Tag starten.
Kamillentee, Salbeitee, Pfefferminztee, die sogenannten „Infusi“, bestellt man in der Regel nur, wenn man Verdauungsprobleme hat. Daher bitte nicht wundern, wenn Sie etwas mitleidig angeschaut werden, wenn Ihnen der „Infuso“ serviert wird.
Der eigentliche Teegenuss im Sinne von Trinkgenuss ist in Italien reduziert auf „Té Earl Grey oder grüner Tee „Té verde“.
Frisches Gemüse heiß gedünstet mit Öl und magerer frischer Fisch an leicht gewürzten Rosmarinkartoffeln – ein Traumteller für die internen Prozesse. Das ist natürlich im Land der kulinarischen Verführungen absolute Utopie.
Aus welchem Land stammen nahezu alle magenfreundlichen Bitter, wie Averna, Ramazzotti und Co., die sogenannten Digestivs? Genau. Wer also gut und viel essen will, muss auch dafür sorgen, dass der ganze Prozess der Nahrungsaufnahme gut verläuft. Und wenn der Digestiv dann doch nicht reicht oder man sich einfach einen Infekt oder Virus eingefangen hat, dann folgt häufig der großelterliche Rat „mangiare in bianco“.
Bei dieser „weißen“ Ernährungsform unterstützt man die Heilungsprozesse, indem man nur helle ungewürzte Gerichte zu sich nimmt. Dann stehen für die nächsten Tage lediglich Reis, Kartoffeln, Pasta, Hähnchen und Fisch auf dem Speiseplan.
Ungewürzt ist hierbei der Schlüssel zur Heilung.
Übrigens auch ohne Infekt ist es eine gute Möglichkeit, die Geschmacksknospen mal ein paar Tage pausieren zu lassen. Danach kann man noch besser und bewusster wieder die unendlichen Schätze der italienischen Küche wahrnehmen.