Bolgheri für Genießer
Einst Sumpfgebiet jetzt eine der Top Weinlagen Italiens. Hier wachsen sie, die großen Weine, die Sammlern und Liebhabern die Augen zum Leuchten bringen. Mein lieber Kollege David Oberhauser und ich sind nach der BuyWine in Florenz jetzt unterwegs um im entspannten Modus mal einfach zu geniessen.
David kennt der eine oder andere bereits vom Toskana Online Tasting und hier lassen wir uns inspirieren für die nächsten gemeinsamen Tastings. Daher gibt’s jetzt ein paar Tipps und Eindrücke von unseren 36 Stunden vor Ort in Bolgheri und Umgebung.
In den sanften Hügeln um Bolgheri soll es bereits im 7. Jahrhundert v. Ch. antrophogenen Anbau gegeben haben. In der Tat geht man von etruskischen Einflüssen aus, die schon einst – also vor den Römern und vor den Griechen schon Weinanbau dort betrieben haben.
Man geht also von den ersten Schritten aus, in denen die Weinrebe in Europa gepflanzt wurde.
Die lange Geschichte von Bolgheri zeigt die Bedeutung der Entwicklung.
Nach vielen Kriegen und Einflüssen zeigt sich dann eine stabile Entwicklung unter den Langobarden zwischen dem 6. und 7 Jahrhundert.
Durch die Meernähe wurde das Gebiet um Bolgheri oft von Seeseite angegriffen, daher wurde aus strategischen Gründen die Hügellage immer beliebter.
Um 1600 wurden die ersten Reben in den Zonen um San Guido und Belvedere durch die Adligen Gehrardesca gepflanzt.
Weitere Anpflanzungen bei Grattamacco, Lamentano, Sant’Agata, Castellaccio, Casavecchia und Felciaino folgten.
Es war Guidalberto von Gherardesca, der maßgeblich an die Region glaubte und den Grundstein des Erfolges legte.
Er ließ die Zypressenallee pflanzen, die Bolgheri und San Guido miteinander auf malerische Weise verbindet und pflanzte neue Lagen, die dann auch später die ersten Weingüter werden sollten. Darunter gehört auch die Lage um Castiglioncello von 1816.
Leider wurden jedoch die jungen Rebanlagen in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts durch Krankheiten aus den USA wie Mehltau und Reblaus fast alle zerstört.
Die gerade begonnene, florierende Weingeschichte ging bis auf nahezu null zurück.
Obwohl der Bolgheri-Weinbau, wie auch der gesamte europäische, durch amerikanische Krankheiten stark beeinträchtigt war, blieb der landwirtschaftliche Ansatz, der Guidalberto gegeben wurde, bestehen.
Auf der einen Seite gab es kleine Weinberge, die aus der Kultur der Teilpacht entstanden, die mit der Selbstversorgung verbunden war. Die Weinbereitung war rudimentär und ergab trinkfertige Weine, die selten länger als ein Jahr genießbar waren.
Die meisten dieser Bauern kamen hauptsächlich ab den 1940er Jahren aus den Marken und waren gerade wegen des Überflusses an unbebautem Land und des Arbeitskräftemangels nach Bolgheri gezogen.
Auf der anderen Seite gab es einige große Weinberge, die Teil der historischen Bauernhöfe der Gegend waren. Direkte Verwaltung, mit einem gewissen Grad an Mechanisierung, rationellere Kellereien, aber Weine mit ähnlichen Eigenschaften.
Um die Geschichte von Bolgheri zu revolutionieren, war es dann aber der Markgraf Mario Incisa della Rocchetta, piemonteser Abstammung einerseits und römischer Abstammung andererseits, der in die Toskana zog, nachdem er 1930 die Gräfin Clarice della Gherardesca geheiratet hatte.
Im selben Jahr heiratete Clarices Schwester Carlotta den Markgrafen Niccolò Antinori. Diese beiden Familien teilten sich damals das größte Anwesen in Bolgheri.
In einem Gebiet, in dem hauptsächlich rustikale Rotweine produziert wurden, wollte Mario Incisa versuchen, eine neue Art von Wein zu kreieren, inspiriert von dem qualitativen Modell französischer Weine, die er zu trinken und zu schätzen gewöhnt war.
Er nahm von den Herzögen Salviati in Migliarino Pisano einige Cabernet-Rebstöcke (daher ein italienischer Klon), die er 1942 und später 1944 in Castiglioncello di Bolgheri pflanzte, in einem vom nahen Meer geschützten Gebiet, dem er fälschlicherweise die Schuld zuschrieb an dem geringen Erfolg lokaler Weine.
Die Einheimischen, die daran gewöhnt waren, den Wein der vorherigen Ernte im Februar zu trinken, konnten diesen Wein und die vom Grafen als extravagant angesehenen Experimente nicht verstehen.
Der Wein des Grafen blieb bis Ende der 1960er Jahre ein Phänomen, das auf den Konsum durch die Familie und einige enge Freunde beschränkt war. Tatsächlich unterbreitete der Markgraf Piero Antinori (Neffe des Markgrafen Mario und Sohn von Niccolò Antinori) seinem Onkel die Idee, diesen Wein zu verkaufen.
Das Marketing wurde daher den Marchesi Antinori anvertraut, wo bereits ein junger Önologe namens Giacomo Tachis arbeitete, der von diesem Moment an begann, mit Mario Incisa bei der Weinherstellung zusammenzuarbeiten.
1972 erblickte der erste offizielle Sassicaia aus der Ernte 1968 das Licht der Welt, nur zwei Jahre später verliebte sich Gino Veronelli in diesen Wein und begann ihn auf dem italienischen Markt bekannt zu machen. Die Erfolge waren nicht nur national.
Tatsächlich besiegte der Sassicaia 1978 in einer Blindverkostung von Decanter alle anderen Cabernets der Welt, aber erst mit dem Jahrgang 1985 und den ersten 100 Punkten, die Robert Parker einem italienischen Wein zuerkannte, wurde der Mythos geboren.
Quelle: Bolgheri Consorzio DOC
Die Region mit 720 DOP Produkten
Toskana
Die Toskana (italienisch Toscana) hat eine hohe historische und kulturelle Bedeutung für Italien. Die mittelitalienische Region ist bekannt für ihre hügelige Landschaft mit Pinien, Zypressen, Olivenbäumen und Weinreben sowie weitreichenden Wälder, die fast die Hälfte der Gesamtfläche einnehmen. Früher war die Toskana eine eher arme Region, was der traditionellen Küche ihre natürliche Schlichtheit gab: wenige, dafür hochwertige Zutaten und ein purer Geschmack. Ganz typisch sind Gerichte mit gegrilltem Fleisch, Tomaten, Bohnen, Olivenöl, Kräutern sowie die unzähligen Brotsorten oder Gerichte mit Brot. Und dazu so bekannte Weine wie den Chianti classico, Vino Nobile di Montepulciano, Brunello di Montalcino oder der Dessertwein Vin Santo, der hervorragend zu Cantucci passt.
Bolgheri DOC - ein paar Fakten
Das Weinanbaugebiet besteht aus 1.370 ha Rebfläche, wovon 1.190 ha in DOC und 180 IGT Gebiete eingeteilt sind.
Das Gebiet ist für seine Rotweine bekannt. Es besteht aus 1.163 ha roten Rebsorten und lediglich 196 ha weissen Rebflächen. Die Rebsorten sind Cabernet Sauvignon 34.16, Merlot 22.22, Cabernet Franc 15.86, Vermentino 9.87, Syrah 6.61, Petit Verdot 4.84, Viognier 1.54, Sangiovese 1.28 und Sauvignon Blanc 0.82 ha bewirtschafteten Rebflächen.
Wie man an der Rebsortendifferenzierung erkennen kann, sind die internationalen Rebsorten hier das besondere an dem Gebiet, dessen Region doch eigentlich durch Sangiovese bestimmt ist.
- Die berühmte Allee mit den Zypressen ist 4,962 km lang
- Entlang der Allee stehen 2.540 Zypressen
- Die höchste Wienlage ist auf 350 m.ü.M gelegen
- 65 Weingüter sind im Konsortium eingeschrieben
- Die Bolgehri DOC ist 13 km lang und 7 km breit
Eine Slowdown Unterkunft im Herzen des Weingebiets
Benvenuti in der Locanda dell' Aioncino! 4 charmante Zimmer und ein zauberhaftes Restaurant mitten drin mit Blick auf die sanften Hügel der Gegend. Nach einem langen Tag auf Erkundung und Genusstour, genießt man hier die Ruhe der Natur und lässt sich abends im Restaurant nach toskanischen Traditionen verwöhnen. Selbstredend lässt hier die Weinkarte keine Wünsche offen. Am nächsten Morgen erwartet euch ein Feinschmeckerfrühstück á la carte.
Sassicaia, Ornellaia, Argentiera, Biserno und Grattamacco glasweise
Im Herzen von Bolgheri findet der Weinliebhaber hier die Gelegenheit die großen Klassiker von Bolgheri glasweise zu probieren. Ornellaia, Sassiscaia, Biserno, Argentiera… hier gibt’s den Rebspass glasweise mit 5cl und 20cl im Ausschank. Umgeben von geschätzten 1000 anderen Etiketten und einer klassischen toskanischen Speisekarte kann man in dem wunderschönen Dorf einen sehr genussreichen Weinabend verbringen.
Aus der Toskana für euch nach Hause
Fattoria Piazzano – Chianti in Fiasko Flasche – Chianti DOCG
14,90 €
Pici Toscani
7,50 €
Paté di Cinghiale – Wildschweinpastete
8,90 €
Lettinis Cantuccini mit Mandeln – con Mandorle
7,90 €